Dienstag, Februar 14, 2006
Der Witz als Waffe im Wahlkampf
Italiens Premier zieht alle Register, um seine Anhänger zu aktivieren
Mit der Auflösung des Parlaments durch Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi wurde am Wochenende der Vorhang für den vorletzten Akt des Wahlkampfs geöffnet, an dessen Ende Italien am 9. April über eine neue Volksvertretung abstimmen wird. Silvio Berlusconi, der erfahrene Medienexperte auf dem Premiersessel, nutzte den nüchternen Anlaß auf seine Weise. Mit enthüllenden "breaking news", daß er der "Jesus Christus" der italienischen Politik sei, lenkte er am Sonntag die Aufmerksamkeit aller Medien wieder vor allem auf sich allein.
Er sei "ein Opfer, geduldig, ertrage alles und opfere (sich) für jeden auf", hatte er Unternehmer und ausgewählte Journalisten in Ancona bei einem Abendessen wissen lassen und sie zur Nachahmung und Nachfolge aufgerufen. Am Abend zuvor ließ er Italiens Wähler wissen, in der europäischen Geschichte habe "nur Napoleon mehr bewirkt" als er; doch der korsische Imperator sei etwas kleiner gewesen. Daß Churchill das Land von den Nazis befreit habe und er, Silvio Berlusconi, Italien nun "von den Kommunisten befreien" werde (die sich hinter dem harmlosen Gesicht seines Gegenspielers Prodi nur verbergen würden), hieß das Ergebnis der nächsten Geschichtsstunde für seine wißbegierigen Wähler.
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