Donnerstag, Februar 09, 2006

Dänemark und Jyllands-Posten

Die Hintergründe einer Provokation Eine der größten Lügen im Streit um die von dänischen und europäischen Zeitungen veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed lautet, es handle sich dabei um eine Auseinandersetzung zwischen Meinungsfreiheit und religiöser Zensur, zwischen toleranter Aufklärung und bigottem Mittelalter. Mit Dänemark sei ein Land 'zum Brennpunkt muslimischer Wut' geworden, das 'den Grundsatz, niemanden zu beleidigen, zur nationalen Religion gemacht' habe, behauptet Stratfor.com. Die den deutschen Grünen nahe stehende taz meint, es gehe bei der Auseinandersetzung darum, den Einfluss aller Religionen, auch den des Christentums, 'auf ein erträgliches Maß' zu reduzieren. Und Henryk M.Broder verurteilt in Spiegel.online die halbherzige Entschuldigung der Herausgeber von Jyllands-Posten, die den Karikaturen-Streit ausgelöst hat, als 'Beispiel dafür, wie eine demokratische Öffentlichkeit vor einer totalitären Gesinnung kneift'. Ein Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse in Dänemark ergibt ein völlig anderes Bild. Es gibt kaum ein anderes europäisches Land, in dem der politische Wandel der vergangenen Jahre so deutlich - und so hässlich - in Erscheinung tritt, wie hier. In dem Land, das einst wegen seiner Toleranz und Offenheit bekannt war, sind aufgrund der sozialen Krise und des völligen Versagens der alten Arbeiterorganisationen politische Kräfte nach oben gelangt, die systematisch Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass schüren. Die Zeitung Jyllands-Posten spielt dabei eine führende Rolle. Wer diese Kräfte als Vorkämpfer für Meinungsfreiheit und Toleranz bezeichnet, kann auch einen Bordellbesitzer als Wegbereiter des ehrbaren Gewerbes preisen. Jyllands-Posten beauftragte im vergangenen Herbst 40 namhafte dänische Karikaturisten, den Propheten Mohammed zu zeichnen. Zwölf reagierten, und das Ergebnis wurde am 30. September veröffentlicht. Die Aktion verfolgte die erklärte Absicht zu provozieren. Er habe in Erfahrung bringen wollen, "wie weit die Selbstzensur in der dänischen Öffentlichkeit geht", begründete der zuständige Kulturchef des Blattes, Flemming Rose, sein Vorgehen. Er fügte hinzu: "In einer säkularen Gesellschaft müssen Moslems damit leben, verhöhnt, verspottet und lächerlich gemacht zu werden."

Keine Kommentare: