Donnerstag, Februar 02, 2006

Die Zeit - Feuilleton : Aus trüber Quelle

Rechtsradikale Ideologen und islamistische Antisemiten planen in Teheran eine gemeinsame Konferenz. Das wundert nicht. Ihr Judenhass hat einen gemeinsamen Ursprung Die iranische Regierung hat eine Konferenz über den Holocaust angekündigt, um »dessen Ausmaß zu bewerten und über seine Konsequenzen zu diskutieren«. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Das ist auch nicht nötig, da das Ergebnis längst feststeht: die Relativierung und Leugnung der nationalsozialistischen Vernichtung der Juden, um Israel als Staat der Überlebenden und ihrer Nachfahren die Legitimität zu bestreiten. Man kann sich dessen sicher sein, weil zu den eingeladenen »Experten« berüchtigte Holocaust-Leugner wie der Neonazi Horst Mahler und David Irving gehören. Internationale Kooperationen der Holocaust-Leugner sind gang und gäbe und nicht auf den arabischen Raum beschränkt. 1992 war eine Konferenz in Schweden geplant, an der neben amerikanischen und europäischen Antisemiten Vertreter der Hamas und der Hisbollah teilnehmen wollten. Die jetzige Initiative der iranischen Regierung muss deshalb in größeren Zusammenhängen gesehen werden. Sie ist nicht bloß Ausdruck der islamistischen Staatsideologie, sondern bezeichnend für den Antisemitismus im Nahen Osten überhaupt. Dieser Antisemitismus ist in seinen zentralen Elementen seit einem halben Jahrhundert präsent, unabhängig davon, ob er in Iran, in Palästina oder in Ägypten, ob er islamistisch oder arabisch-nationalistisch auftritt. Dabei handelt es sich nur um Variationen derselben Melodie.

Keine Kommentare: