Mittwoch, Februar 01, 2006

Frankfurter Rundschau online: Den Lehrern muss man helfen

Vorschläge, wie die Themen Holocaust und Antisemitismus im Unterricht und in der Erziehung behandelt werden sollten Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Gert Weisskirchen erläutert, wie die Erinnerung heute wachgehalten werden kann. (...) Es gibt noch immer einen bunt gemischten Ansatz in der OSZE-Region für die Behandlung der Geschichte des Holocaust. Während Holocaust-Erziehung ein obligatorischer Bestandteil in den schulischen Lehrplänen in einigen Ländern ist, wird in anderen Ländern nur wenig systematisch unterrichtet. Es ist wichtig, die Ansätze für die Holocaust-Erziehung in jenen Ländern zu aktualisieren, in denen die Epoche ausführlich unterrichtet wird, und grundlegende Lehrpläne in solchen Ländern einzuführen, in denen sie völlig fehlt. So notwendig es ist, neu zu überlegen, welche inhaltlichen und didaktischen Ansätze für die Holocaust-Erziehung entwickelt werden können, so ist es darüber hinaus wichtig, die Grenzen einer jeden pädagogischen Strategie zu erkennen. Als Allheilmittel im Kampf gegen die aktuellen Formen des Antisemitismus taugt Erziehung jedenfalls keineswegs. Dies hat auch ein verdienstvoller neuer Bericht des Büros für demokratische Institution und Menschenrechte (BDIMR) herausgearbeitet, der den Stand der Holocaust-Erziehung und der Programme zur Bekämpfung des Antisemitismus in der OSZE-Region untersucht. Damit ein schärferes Bewusstsein über die historischen und die heutigen Erscheinungsformen des Antisemitismus entsteht, muss überaus klar zwischen den Antisemitismen und den Rassismen unterschieden werden. Solche Programme müssen sich auch mit dem Dilemma auseinander setzen, dass einige Mitglieder marginalisierter Gruppen, welche selbst Opfer von Diskriminierung sind, nichtsdestotrotz antisemitische Argumente vorbringen können. Dies macht es schwer, zwischen Opfern und Tätern abzugrenzen. Ein Ansatz besteht darin, Geschichtsstudenten mit Entscheidungen und moralischen Dilemmata im Alltagsleben vertraut zu machen, so dass sie die Parallelen zu ihren eigenen Erfahrungen besser verstehen.

Keine Kommentare: