Freitag, Februar 03, 2006
taz 3.2.06 In deutscher Treue
Die 'f6' zwischen den Fingern scheint ihre gute Laune zu verdoppeln. Gitta Schüßler zieht genüßlich an einer Zigarette der DDR-Traditionsmarke. Sie fühlt sich in ihrer Rolle und in ihrem Abgeordnetenbüro offensichtlich wohl. 'Die Partei wird mich schon lotsen!', sagt die 44-Jährige. 'Ich meine natürlich, zum Parteitag …'
Schüßler ist die einzige Frau in der auf neun Kameraden geschrumpften sächsischen NPD-Fraktion. Morgen trifft sich ihre Partei zum Landesparteitag. Vier Tage zuvor kannte nicht einmal die Delegierte Schüßler den Tagungsort. Journalisten dürfen ihn eineinhalb Stunden vor Beginn erfragen. Ein mittlerweile gewohntes Versteckspiel.
Seit kurz vor Weihnachten drei Abgeordnete aus Partei und Fraktion austraten, ringt die sächsische NPD um ihre Zukunft. Die Partei fürchtete gar, es könnten noch mehr Parlamentarier die NPD verlassen. Auch Gitta Schüßler galt als Wackelkandidatin. Ihren Krisenparteitag wollte die NPD daher ursprünglich hinter verschlossenen Türen abhalten. Jetzt will sie doch Öffentlichkeit zulassen - weil die Gefahr weiterer Abtrünniger erst einmal gebannt scheint.
Dass die NPD noch keinen Ort für ihre Krisensitzung nennt, ist nicht nur Kalkül. Der Partei ergeht es nicht anders als der Abgeordneten Schüßler. Niemand will der NPD einen Saal vermieten, schon gar nicht in der Umgebung Dresdens, so dass sie bis ins Vogtland ausweichen muss. Und Gitta Schüßler aus dem westsächsischen Limbach brauchte 20 Anläufe, ehe ihr eine West-Vermieterin im 20 Kilometer entfernten Meerane eine Einraumwohnung überließ.
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