Mittwoch, Juli 13, 2005

junge welt vom 13.07.2005 - Brauner Auftrieb

Der Rütli in der Schweiz ist am 1. August, dem dortigen Nationalfeiertag, Wallfahrtsort für Neofaschisten. Antifaschisten mobilisieren zur Gegenwehr »Neonazis machen unser Rütli kaputt ... und die Behörden gehen in Deckung«, meldete das Magazin Blick-online Mitte Juni in großer Aufmachung aus der Schweizer Gemeinde Brunnen. Am Ufer des Urner Sees droht der Festakt zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August auch in diesem Jahr wieder zur Heerschau von Neonazis, darunter auch deutsche, zu werden. Seit Jahren begleiten sie die von den Bundesbehörden ausgerichteten patriotischen Feiern zum Gedenken an die Gründung des Bundeslandes, die auf den 1. August 1291 datiert wird. Ein nicht unumstrittenes Datum, wie ja auch die ganze Geschichte vom Rütli-Schwur (»Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...«) mehr ins Reich der Legende gehört. Das Datum gilt offiziell als Beginn der Schweizer Eidgenossenschaft und wird seit 1891 als Nationalfeiertag begangen. »Der 1. August auf dem Rütli verkommt immer mehr zum Feststag Rechtextremer«, registrierte Blick-online und erinnerte daran, daß im letzten Jahr über 500 »rechte Glatzköpfe« auf den Berg kamen, ungehindert ihr nationalistisches Spektakel veranstalteten und anschließend ebenso ungehindert durch den Ort Brunnen marschieren konnten. Gesteuert wird der braune Auftrieb auf dem Rütli wesentlich von der »Partei National Orientierter Schweizer« (PNOS), die sich im Parteiprogramm als »radikal – national – sozial« bezeichnet. Verfasser ihres Parteiprogramms ist nach Informationen der Antifa Freiburg der auch bei neofaschistischen Organisationen der BRD aktive Bernhard Schaub. Die »Nationale Außerparlamentarische Opposition« (NAPO), zu deren Gründer Schaub gehört, appelliert an das rechte Gewissen: »Der nationale Kämpfer betrachtet es als innere Verpflichtung, am 1. August auf dem Rütli zu sein.«

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