Dienstag, Juli 12, 2005
taz 12.7.05 Ein Lesekreis für den rechten Rand
Neurechte in NRW benutzen einen so genannten "Akademiekreis" zur revisionistischen Propaganda
Ein "Akademiekreis" sorgt seit einiger Zeit für Unruhe am rechten Rand. Alle vier bis sechs Wochen lädt der Kreis revisionistischer Wissenschaftler zu Vortragsreihen "die sich insgesamt den Interessen unseres Landes verpflichtet fühlen". Doch die Reihe geriet zuletzt ins Stocken. Für die nächste Veranstaltung, die turnusgemäß innerhalb der kommenden zwei Wochen statt finden sollte, gibt es keinen Ort mehr. Der Grund: Die für den 11. Juni dieses Jahres angekündigte Veranstaltung "Erinnern und Vergessen - Ein pathologischer Vorgang - zum Umgang der Deutschen mit dem Gedenken und der Zeitgeschichte", in der Dortmunder Westfalenhalle musste abgesagt werden. Der Veranstalter befürchtete, dass die dort vertretenen Thesen "von rechten Kreisen aufgegriffen werden könnten". Nun suchen die "Akademiker" Ersatz.
"Die Praxis erinnert an konspirative Lesezirkel aus dem Umfeld der NPD", sagte Martin Dietzsch vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Diese Kreise seien immer nur für kurze Zeit aufgetaucht und dann wieder verschwunden. "Dabei haben sie ihre Namen ständig geändert." Ob auch der "Akademiekreis" zum Umfeld dieser konspirativen Lesezirkel gehört, ist unklar. Auch dem Verfassungsschutz liegen darüber keine Informationen vor.
Kein Zweifel besteht indes darin, aus welcher politischen Ecke der Akademiekreis kommt: Treibende Kraft ist Werner Keweloh aus Rheinbach. Der Politologe fiel unter anderem dadurch auf, dass er bei der Jugendgruppe "Junge Deutsche" der neonazistischen "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft" referierte. Keweloh versucht unter dem Deckmantel historischer und politischer Themen, innerhalb der Neuen Rechten zu wirken. Dabei reduziert der Kreis sein lokales Wirken auf Nordrhein-Westfalen. Außerdem gibt es zahlreiche Kontaktadressen nach "Südamerika, Namibia und Südafrika".
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