Montag, Dezember 19, 2005
Notenbankchef wird Fall für die Regierung
Italiens Parteien fordern Fazios Rücktritt. Er soll ein Gutachten zu einer Bankenübernahme gefälscht haben
Im italienischen Bankenskandal wächst der Druck auf Nationalbankchef Antonio Fazio. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Politiker aller Parteien drängen den 69-Jährigen zum Rücktritt. Nach der Verhaftung des norditalienischen Bankers Gianpiero Fiorani ist der Gouverneur der Nationalbank direkt ins Visier der Ermittler geraten. Die Mailänder Staatsanwaltschaft wirft Fazio vor, er habe geheime Interna zum Stand eines Banken-Übernahmeverfahrens an den nun verhafteten Fiorani weitergegeben.
Fazio, der zuletzt noch beteuert hatte, er habe „ein reines Gewissen“, hat nun auch seine letzten politischen Freunde verloren: die rechtsextreme Lega Nord. Deren Chef Umberto Bossi sagte, den Chef der Notenbank „gibt es nicht mehr“. Finanzminister Giulio Tremonti sagte am Freitag: „Jetzt reicht’s. Entweder macht der Gouverneur einen Schritt zurück oder die Regierung einen nach vorne.“ Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigte für kommenden Dienstag eine Sondersitzung des Kabinetts zur Nationalbank an.
siehe auch: Italiens Notenbankchef verdächtigt. Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch gegen den umstrittenen Zentralbankchef Antonio Fazio
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