Freitag, Juli 01, 2005

taz 1.7.05 Wider den Wertverfall

Morgen marschieren erneut Neonazis gegen 'pädophile Umtriebe'. Grund dafür sind auch interne Streitigkeiten. Breites Bündnis ruft zum Protest auf "Solidarisieren auch Sie sich mit unserem Protest gegen pädophile Umtriebe", bitten die "Freien Kameradschaften" im Internet. Gegen ihren Aufmarsch unter der Parole "Kein Forum für Pädophile", den der Hamburger Neonaziführer Christian Worch für morgen in Eidelstedt angemeldet hat, formiert sich aber breiter Widerstand: ein örtliches Bündnis von Parteien, Kinder- und Jugendeinrichtungen, der türkischen Gemeinde, des Stadtteilbeirats und der Kirchen. (...) Als die Neonazis in dieser Sache bereits am 17. Juni eine Mahnwache durchführten, stießen sie auf spontane Gegenwehr: Mehr als 300 AnwohnerInnen protestierten gegen etwa 40 Rechte. "Wir waren davon ausgegangen, dass die Veranstaltung nicht groß zur Kenntnis genommen würde", sagte später ein Polizeisprecher. Eiligst hatte die Polizei die Landesreserve anrücken lassen, bei deren Einsatz ein Beamter einen 20-Jährigen misshandelte (taz berichtete). Die Mahnwache, die der Norderstedter Neonazi Tobias Thiessen vom "Aktionsbüro Nord" zu verantworten hatte, verstimmte aber auch Worch. Der ärgert sich schon seit Monaten über die Strategie des "Aktionsbüros", vor Ort immer wieder kleine Aktionen zu veranstalten und enge Kontakte zur NPD zu suchen. So schimpft Worch nun über das "unkoordinierte Vorpreschen" und unterstellt "persönliche Rivalitäten". Schließlich hatte er - und nicht Thiessen - seine Aktion zuerst angekündigt.

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