Montag, Juli 04, 2005

taz 2.7.05 Waschgang gegen braune Flecken

Markenhersteller wie Lonsdale kämpfen gegen ihre Beliebtheit in der rechten Szene. Schon allein, weil das Nazi-Image schlecht für die Geschäfte ist. Der Erfolg solcher Kampagnen ist allerdings umstritten, weil sie nur einen Teil der Zielgruppe erreichen Die Firma Lonsdale versucht seit Jahren, das Image loszuwerden, sie sei Ausstatter der rechten Szene. Mit Aufwand müht man sich, die eigene Marke zurückzuerobern. Einfach ist das nicht. Gerade erst sorgte ein T-Shirt der Sportartikelfirma in Thüringen für Unmut. Es war auf einem Werbeplakat für eine Erfurter Ausbildungsmesse zu sehen, was einen PDS-Politiker veranlasste, den Lonsdale-Schriftzug medienwirksam zu übermalen. (...) Lonsdale sei in den Augen der rechten Szene "verbrannte Erde", sagte David Begrich. Er ist Referent für politische Bildung des Vereins "Miteinander". Die Rechten hielten die Marke für verloren und hätten sich längst anderen Produzenten zugewandt. Beleg dafür sei die Gründung eigener, rechtsradikaler Label. Begrich hat allerdings Zweifel, ob das schon ein Erfolg ist: "Man sollte nicht gegen Marken kämpfen, sondern versuchen, jugendkulturelle Identitäten zu stärken, die sich vom Rechtsextremismus abgrenzen." Nicht die Symbole sind also das Problem, sondern die Köpfe. Schließlich könne man gar nicht verhindern, dass immer wieder neue Marken vereinnahmt würden. "Man muss Formen und Inhalte entwickeln, die nicht zu enteignen sind." Der Politikwissenschaftler Henning Flad von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder hält es dagegen für absolut sinnvoll, Marken "zurückzuerobern". Man müsse allerdings differenzieren: "In ernsthaften Führungsstrukturen der Kameradschaftsszene findet man Lonsdale lächerlich. Für die sind solche Dinge total unwichtig." Wenn es aber um 15-Jährige beispielsweise in Neubrandenburg gehe, sehe das anders aus. Sie trügen diese Marke durchaus noch. Ihnen genüge, wenn Mitschüler oder Lehrer die Kleidungsstücke für rechte Symbole hielten. Daher findet begrüßt Flad auch ausdrücklich die Lonsdale-Kampagne gegen rechts: "Nicht um den Kern der Szene zu treffen, sondern um diese 15-Jährigen zu erreichen."

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