Mittwoch, Dezember 14, 2005

Nazi-Unrecht an Unis: "Es ist wichtig, die Namen zu nennen" - UniSPIEGEL

Die eigene braune Vergangenheit war für die deutschen Hochschulen lange ein Tabuthema, nur ungern forschten sie nach ihren NS-Verstrickungen. 60 Jahre nach dem Krieg hat die Kölner Uni jetzt Doktoren rehabilitiert, denen einst die Nazis ihre Titel nahmen. In der Aula der Kölner Universität ist es still. Hier und da knarrt leise das Parkett. Die altehrwürdigen Mauern atmen ihren ganz eigenen Geruch. "Werner Alexander. - Michael Arenz. - Walter Siegmund. - Selig Auerbach." Ein Name nach dem anderen hallt durch den Raum, ruhig, aber stetig. "Reinhard Bloch. - Werner Bloch. - Theodor Bloch." Siebzig Namen. Siebzig Menschen, die für zwei Stunden im Mittelpunkt stehen. Siebzig Menschen, die vielleicht auch einmal in dieser Aula gesessen haben, durch die hellen, breiten Gänge gegangen sind, die ausgetretenen Stufen der steinernen Treppen hinunter. Vor vielen Jahren. Ihnen allen hatte das NS-Regime die bereits erworbenen akademischen Grade aberkannt. Von heute auf morgen waren sie keine Doktoren mehr. Einfach so. Weil sie Juden waren, weil sie politisch verfolgt wurden, weil sie in den Augen der Nazis "unwürdig" waren. Zum 60. Jahrestag ihrer Wiedereröffnung hat die Kölner Universität die damaligen Aberkennungen für nichtig erklärt. "Sittenwidrig" seien sie gewesen "und daher von Anfang an ungültig". Das zwischen 1933 und 1945 begangene Unrecht könne die Hochschule nicht rückgängig machen, heißt es in einer Erklärung - "sie kann und wird aber rückhaltlos Zeugnis ablegen von den Verstößen gegen die Menschenrechte, die sie im Dienst der nationalsozialistischen Herrschaft begangen hat".

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