Montag, Dezember 12, 2005
Sonntagsblatt Bayern - Der Ausstiegshelfer
Wie sich Matthias Adrian von der rechtsextremen Szene lösen konnte
Drei Jahre war Matthias Adrian aktiver Rechtsextremist und Mitglied in der NPD. Heute hilft der 29-Jährige Jugendlichen beim Ausstieg aus der rechten Szene. In der evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedänkstätte Dachau erzählte er, was ihn zum Umdenken brachte. (...) »Rechts sein« bedeutete für Adrian nicht Alkoholkonsum und Ausländerhetze. Er beschreibt sich als Idealist, dem es in erster Linie um nationalsozialistisches Gedankengut ging. Mit der aggressiven Skinheadszene konnte er sich von Beginn an nicht identifizieren. »Die Gewalt hat mich abgestoßen«, sagt er. Gefallen fand er an der Ideologie. Was er suchte, waren Gleichgesinnte. Mit 21 Jahren nahm er Kontakt zur NPD auf, bald plante er Neonazi-Aufmärsche. Er gewann einen fundierten Einblick in die Funktionsweise der Partei. Sie verfügt laut Adrian über eine Werbeindustrie, die ein enormes Interessenspektrum abdeckt: »Von Gestapo-Actionfiguren bis hin zu Parfümkreationen mit dem Namen 'Der herbe Duft des großen Reichs': Es gibt nichts, was es nicht gibt«, sagt Adrian. Innerhalb der NPD konnte er glücklicherweise einen kritischen Blick bewahren, er war enttäuscht von Korruption und Pseudokameradschaft. Als sein rechtsextremes Umfeld dann auch noch eine Vergewaltigung deckte, reichte es ihm.
Sein Blick sucht die Wände der Versöhnungskirche ab, als er dies erzählt. Er berichtet von einer tiefen Sinnkrise, die mehrere Monate andauerte, und wie er es vor fünf Jahren mit Hilfe der Initiative EXIT schaffte, sich von seinem rechtsextremen Umfeld zu lösen.
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