Mittwoch, Februar 01, 2006
Kriegsverbrechen: Italiener eröffnen Prozess gegen Haffkruger Klaus Konrad - Kieler Nachrichten
Mehr als 60 Jahre nach dem deutschen Massaker in San Polo soll dem Haffkruger Klaus Konrad in Italien der Prozess gemacht werden. Vorwurf: Schwere Kriegsverbrechen.
Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und des Großen Verdienstkreuzes, er war Kieler Landtagsabgeordneter (1962 - 1969) und Bundestagsabgeordneter (1969 - 1980) für die SPD: Der Jurist und Politiker Klaus Konrad würde heute noch zu den angesehensten Persönlichkeiten Deutschlands gehören, wären da nicht Mitte der 90er Jahre 700 vergilbte Akten über NS-Kriegsverbrechen in Rom aus der Versenkung gehoben worden. Das, was in den Akten steht, führt nun dazu, dass vor dem Militärgericht in La Spezia am 17. Januar die Vorverhandlung des Prozesses gegen den 91-jährigen einstigen Wehrmachtsoffizier beginnt - ohne den Angeklagten. Konrad ist sich keiner Schuld bewusst. Der letzte lebende Stabsoffizier des 274. Infanterieregiments sieht sich als Teil einer Befehlskette: "Da blieb kein Spielraum." Das, was 1944 in dem toskanischen Ort San Polo geschah, kann grausamer kaum sein. Konrad, damals im Stab verantwortlich für Logistik und Partisanenbekämpfung, soll an der Folterung und Erschießung von mindestens 54 Menschen beteiligt gewesen sein. (...) Der ehemalige Wehrmachtoffizier Konrad erklärte wiederholt, er sei "lediglich bei Folterungen von italienischen Zivilisten dabei gewesen". Er sagte zwar, dass er die "Vorfälle bedauert . . . " Bestürzung löste aber der Nachsatz aus: ". . . aber erst seit die Italiener mich am Kanthaken haben . . ."
siehe auch Italien: Ehemaliger SPD-Abgeordneter wegen Kriegsverbrechen vor Gericht. Klaus Konrad soll für Folter und Hinrichtung von Zivilisten verantwortlich sein - keine Reue, Ex-Justizminister Ofner als Verteidiger bei SS-Prozess in Italien. Verfahren gegen zwei ehemalige Offiziere wegen des Massakers von Marzabotto im Jahr 1944
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